VL1500
Murks und Sachbeschädigung einer Fachwerkelstatt oder auch "was die Trude mit der Thunfisch-Dose zu tun hat"
Februar 2023 erreichte mich der Vergaser einer VL 1500 eines Kunden, der mich bat den Vergaser zu reinigen und nachzusehen, weil das Bike nur 100kmh läuft.
Zudem gab er an, das Bike mal neu gekauft zu haben und es immer in der gleichen Fachwerkstatt zur Wartung hatte.
Nun gut... sollte man meinen.
Auch dort arbeiten Menschen und Fehler können immer mal passieren
Kleinere können zwar Fatal sein, aber sie passieren
Wie ein angerissener Unterdruckverschluss
Oder eine gequetschte Dichtung oder
Oder vergessene O-Ringe
3 Kleinigkeiten... die schon echte Probleme machen können.
Es gibt aber auch Dinge, die schlichtweg mutwillig versaut wurden
Das eine Regulierschraube mal nicht aus dem Vergaser möchte (noch nicht festgefressen) passiert.
Dreht man sie Dann jedoch bis auf Anschlag hinein, ohne umseitigen Dreck zu entfernen und fällt Dieser nach, kann das dazu führen, das nichts mehr geht.
Somit sitzt die Schraube auf Anschlag und somit keine Versorgung (Benzingemisch) mehr .
Hier wurde dann (sicherlich nach einigen Versuchen) einfach mal ein Stück der Vergaserbohrung abgesägt (recht zum Vergleich, die normale Höhe).
Und zwar so viel, das man kaum eine Möglichkeit haben würde, später ein neues Gewinde zu schneiden (mal eine Regulierschraube davor gestellt - bitte bedenken, Materialstärke Schieberführung).
Als auch das nicht funktionierte, wurde eine Kerbe gemacht und weiter herumprobiert, bis nichts Sinnvolles mehr möglich war.
Für die Trude bedeutete es, das sie auf einer Seite total abgemagert ist (Motorschaden möglich)
Zuerst habe ich eine Minibohrung mittig gemacht und dann weiter aufgebohrt, bis ich den Rest der Regulierschraube, Feder etc heraus holen konnte.
Es war fraglich ob genug Material übrig bleiben würde, das die Schraube später halten wird, doch es sind knapp 2,5 Umdrehungen raus möglich, genug also um die Trude zu versorgen.
Nicht so ganz schick, aber technisch funktionstüchtig
Im Grunde wäre das schon schlimm genug gewesen, aber das sollte bei Weitem nicht alles sein !!!
Die Krümel an einer Membran waren deutlich (Metall)
Irgendwie hatte man zum Stutzen hin ein großes Stück raus gebrochen
und dann versucht es irgendwie zu kleben
, doch das Bruchstück war nicht sichtbar (in Krümel aufgelöst innerhalb des Vergaser?)
Diese Metallteilchen im Brennraum... man möchte nicht weiter darüber nachdenken.
Es wurden an den Ringen zu den Stutzen falsche Schrauben eingesetzt, die bei jeder Drehung deutlich daran schliffen (unbegreiflich wie man Dies ignorieren konnte)
Ich wunderte mich über die überlange Schraube.
Als alles freigelegt war, leuchtete ich diese Bohrung ab und mir kamen ganz ungünstige Gedanken... also etwas WD 40 hinein, was sofort weg war.
Gar nicht gut, denn die Bohren ist normalerweise nicht durchgehend, es sei denn...
...man drückt wie wahnsinnig, bis man im Ventil landet! und genau das wurde gemacht, denn das Gewinde des Rings hatte man schon gänzlich beschädigt.
Im Ventil auch alles voller Metallteile
Der Kunde hatte mir mittlerweile quasi einen Freifahrtschein gegeben (Haftungsentbindung + wenn Du was retten kannst "bitte machen"), da es aktuell keinen Ersatzvergaser gibt :-(
Also erst mal alles gesäubert und beschlossen das hier später leider auch wieder eine längere Schraube einziehen wird, denn neues Gewinde in 1 Nummer größer zu schneiden, wäre hier nicht möglich)
Diese dann mit Schraubensicherung, so das man keine Kanalverbindung riskiert
Wie aber nur die Bruchstelle reparieren, ohne das man Gefahr läuft das wieder etwas IN den Vergaser kommt und es Außen nicht breiter wird, denn hier muss ja wieder etwas drauf.
So kam die Idee, von innen ein kleines Blech zu setzen, das die Bruchöffnung weitgehend schließt und von Außen mit Kaltmetall abzudichten
Hier kam dann (weil schön Dünn) tatsächlich ein Stück Thunfisch-Dose zum Einsatz (wollte ich immer schon mal machen gg*)
Neuwertig ist der Vergaser natürlich nicht, es bleibt "gebastelt" aber sollte Funktionieren
Ich schüttel immer noch mit dem Kopf, wie diese "Fachwerkstatt" da hantiert hat, anstatt den Fehler einzugestehen und dem Kunden ordentlichen Ersatz zu besorgen
Nachtrag 23.03.23 : Rückmeldung vom Kunden erhalten "Motorrad läuft wieder :-) "