Wie entstehen Ablagerungen / Verharzungen im Vergaser?!
Alterung Kraftstoff (Benzin)
Benzin ist bei "luftdichter" Lagerung eigentlich lange haltbar.
In einen Tank oder Vergaser dringt im Gegensatz zu einem fest geschlossenen Kanister jedoch Sauerstoff über die sogenannten Entlüftungen ein.
Es gibt es einen Luftaustausch mit der Außenluft, weil Luft immer einen ausgeglichenen Zustand anstrebt, wenn sie mit anderen Gasen gemischt wird.
Was im länger eingelagerten Motorrad mit dem Benzin geschieht, ist im Grunde einfache Physik.
Eine "Verdunstung", angefangen mit den leicht flüchtigen (niedrigsiedenden) Bestandteilen, bis hin zum unerwünschten Rest, der am Schluss übrig bleibt.
Die verdunsteten Benzinbestandteile bleiben im Grunde, was sie sind, sie werden nur gasförmig, einer nach dem anderen, und verschwinden in die Umgebungsluft.
Der Kraftstoff verliert also an Qualität (sinkende Oktanzahl als Maß für die Klopffestigkeit / Verbrennungsqualität).
Als erstes verflüchtigen sich leider die Bestandteile, die beim Start am dringendsten gebraucht werden, deren Siedepunkte teils schon bei 25 °C beginnen.
Das heißt nicht, dass die im Winter auf Dauer flüssig bleiben - Wasser verdunstet ja auch bei unter 100 Grad - aber das heißt, so abgelagerter Kraftstoff kann nach wenigen Wochen schon den Motorstart erschweren und wird früher oder später für den Motor unbrauchbar.
Was über kurz oder lang bleibt, sind Ablagerungen und die Feststoffe, die nicht verdunstungsfähig sind (sogenannte Verharzungen).
Hier ein paar Beispiele:
LEICHTE Ablagerungen (Suzuki Intruder)
MITTLERE bis STARKE Ablagerungen (Yamaha XV535)
STARKE bis SEHR STARKE Ablagerungen - Düsen verstopft (Yamaha XJ750)
EXTREMFALL (Yamaha XJ750)
Membranschieber mit Verharzungen, die wie eingeklebt wirken (Versuchen Sie bitte nie solche Schieber aus dem Vergaser zu hebeln).
Ebenso zeigen die Nadeln deutlich Ablagerungen / Verharzungen.
Mit den braun bis schwarzen Feststoffen könnte man, hätte man genug, die Garageneinfahrt asphaltieren, der Stoff ist in etwa der gleiche ;-)
Ablagerungen / Verharzungen in Verbindung mit weiteren Einflüssen oder Mittel die nicht in den Vergaser gehören, führen dazu, das die inneren Bauteile angegriffen werden... teils sogar so weit, das sie unbrauchbar werden.
Fraßspuren im Vergaser (Honda CB500 Four)
Eine zerfressene Hauptdüse (Yamaha XJ750)
Vorsorge:
Wie oben beschrieben sollte nun klar geworden sein, was mit dem Benzin passiert, aber wie nun entgegenwirken?
Verdunstung verkleinert man, indem man die Oberfläche verkleinert, also den Tank voll füllt.
Da das beim Vergaser nicht möglich ist, hilft nur immer wieder nachfüllen und so für einen normalen Füllstand sorgen.
Ansonsten würde die Verdunstung an der Oberfläche der Innenteile stattfinden, die dann die Funktion behindern würden.
Funktionsfähig halten kann man auf diese Art die Vergaser ein paar Monate, über Jahre geht das nicht.
Erfahrungsgemäß reicht es in manchen Fällen leider schon aus, wenn ein Motorrad eine längere Überwinterungsphase mit wenig Benzin durchlebt, damit es im Frühjahr nicht – oder nur mit Schwierigkeiten anspringen wird.
Hier sind bereits die leicht flüchtigen Bestandteile verflogen.
Mein Rat bei kurzen Standzeiten und Startschwierigkeiten daher: Benzin vollständig ablassen und ersetzen.
Probleminfo & Beseitigung:
Es sind keine „Jahre“ nötig, damit ein Vergaser nicht mehr richtig funktioniert.
Wieso es so ist, ist einfach zu erklären.
Die Kanäle im Vergaser sind Bohrungen quer durch das Vergasergehäuse von zwei bis drei Millimeter Durchmesser.
Hier sind Verengungen durch leichte Ablagerungen möglich, welche sich häufig jedoch nur im Vollastbereich bemerkbar machen.
Anders bei den Düsen, denn Diese haben ca. 0,4 bis 1,5 mm (häufigste Maße) Durchflussgröße.
Sobald irgendwo der so winzige Durchfluss gestört ist, (da reicht schon ein Belag im Zehntel-Millimeter-Bereich) läuft der Motor nicht mehr so wie er soll.
Da man an die meisten Bereiche mit konventionellem Reinigungswerkzeug nicht heran kommt, ist Ultraschall die einzige Lösung des Problems.
Klickt mal bei "Funktion Ultraschallreinigung".
Einfaches Eintauchen in ein Ultraschallbad reicht allerdings nicht zum Erfolg einer solchen Aktion. Dazu muss man wissen, wo genau die Kanäle verlaufen, damit die Reinigungsflüssigkeit überall hin gelangt und nachher mitsamt den aufgelösten Verunreinigungen auch wieder heraus.
Die Nachbehandlung ist noch wichtiger als der eigentliche Ultraschall-Vorgang.
Alle Funktionen der Vergaser zu kennen, ist dabei hilfreich, und eine den unterschiedlichen Werkstoffen angepasste Ultraschall-Reinigungsflüssigkeit ist ebenso notwendig.
Im Internet gibt es viele Tips zum Selbermachen.
Leider wird zu selten darauf hingewiesen, dass das nur bei schwachen Verschmutzungen ratsam ist, und welche Reinigungsmittel absolut zu vermeiden sind.
Teils gibt es so haarsträubende Tips, wie Vergaser teilzerlegt oder gar unzerlegt in die unterschiedlichsten Hausmittelchen einzulegen, wie z.B. Chlor oder Zitronensäure - Wasser-Gemisch.
Nachfolgend zeige ich Euch mal ein erschreckendes Ergebnis, nachdem der Vergaser nach dem reinigen mit so einem "Hausmittel" für längere Zeit beiseite gelegt wurde.
Das Bauteil ist damit leider nur noch für den Altmetallhändler von Interesse.
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